Wie teuer sind die Grundstücke in einem bestimmten Gebiet und welche Indikatoren bestimmen den Preis? Eine genaue Antwort auf diese Fragen liefert der Bodenrichtwert. Dieser amtliche Durchschnittswert ist ein entscheidender Faktor, um sowohl den Verkäufern als auch den Käufern von Immobilienobjekten einen transparenten Maßstab für die Festlegung des Kaufpreises in einem gewissen Areal zu vermitteln.
Bodenrichtwerte sind amtlich festgelegte Durchschnittsbeträge, die dem Zweck dienen, die Grundstücke oder Bauland zu bewerten. Errechnet wird dieser Kennwert aus dem Mittelmaß amtlich zusammengefasster Kaufpreise von Bodenbesitz in einer bestimmten Region. Zusätzlich bestimmt der Zustand der Grundstückslage die Kennziffer. Über diese Richtwerte können sich die Interessenten bei zuständigen Gutachterausschüssen oder Dienststellen informieren. Um den genauen Wert eines Grundstücks präzise ermitteln zu können, ist in meisten Fällen die Einschätzung eines Gutachters erforderlich. Als Sachverständiger bezieht er alle Vor- und Nachteile der jeweiligen Lage in sein Urteil ein.
Um den Bodenrichtwert in einem bewohnten Gebiet ermitteln zu können, orientieren sich die Experten in Ihrer Einschätzung vor allem nach dem Prinzip, als wäre das Land unbebaut. Unter Berücksichtigung unterschiedlicher Wert-, Nutzungs- und Lageverhältnisse wird der Bodenrichtwert zudem von der Grundstücksform und der baulichen Nutzungsart beeinflusst. Wenn die Grundstücksparameter mit dem sogenannten Richtwertgrundstück im Wesentlichen im Widerspruch stehen, weicht der Verkehrswert der Liegenschaft gleichermaßen erheblich vom aktuell geltenden Bodenrichtwert ab. Damit derartige Unterschiede in einer Beurteilung berücksichtigt werden können, verweisen einige Gutachterausschüsse in Marktberichten auf sogenannte Anpassungsfaktoren. Eingesetzt werden diese Elemente für abweichende Besonderheiten. Generell haben alle Personen das Recht, Informationen über die Bodenrichtwerte einzuholen. Das ist jedoch mit Kosten verbunden.
Der individuelle Bodenrichtwert wird von bestimmten Aspekten wie etwa von eigenartigen Grundstücksmerkmalen beeinflusst. Wenn der Bodenbesitz in einem gefragten Szeneviertel liegt oder von einer malerischen Grünfläche umgeben ist, hat das Ganze einen positiven Effekt auf den individuellen Bodenrichtwert. Liegt der Baugrundstück nah an einer Schule oder einem Kindergarten, so könnte dadurch der Kennwert heruntergesetzt werden. Auch eine sich in unmittelbarer Nähe befindliche Schnellstraße könnte den Bodenrichtwert beschädigen. Im Allgemeinen wird der Bodenrichtwert zudem mit dem Ziel der späteren Benutzung der Immobilie assoziiert.
Wie oft der neue Bodenrichtwert festgelegt werden muss, entscheiden die Rechtsverordnungen einzelner Bundesländer. Im Regelfall aber wird der neue Kennwert mindestens alle zwei Jahre zu einem festgelegten Stichtag – meistens dem 31. Dezember oder 1. Januar – errechnet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf Grundlage der Bodenrichtwerte stellt man eine Bodenrichtwertkarte bereit. Dieses Informationsmaterial ist dann deutschlandweit verfügbar.
Bei einem möglichen Hausverkauf spielt der Bodenwert für Immobilienmakler oder Hausbesitzer eine wichtige Rolle. Wenn es sich herausstellt, dass das Objekt abgerissen werden muss, können sich die Besitzer nur noch auf den Bodenwert einigen oder müssen bei dieser Kennziffer die erforderlichen Abrisskosten in der Kalkulation nicht ansetzen. Den Bodenwert und Bodenrichtwert kann man immerhin nur ansatzweise miteinander vergleichen. Die möglichen Unterschiede zwischen dem Richtwert und realem Wert sind meist signifikant. Diese Abweichungen treten auf, weil einige Faktoren je nach Grundstück entscheidend sind. Dazu zählen unter anderem die Wohnfläche, die erbaut werden muss sowie die Bebaubarkeit des Bodenbesitzes. Sollte es möglich sein, auf einer Länderei möglichst mehr Wohnfläche zu schaffen, dann hat das einen positiven Effekt auf ein Anwesen, wodurch sein Wert steigt. Gelingt es dem Immobilienmakler und dem Eigentümer, die Wohnfläche am Immobilienmarkt für eine große Summe zu verkaufen, dann erhöht sich auch der Grundstückswert automatisch. Von daher ist es immer ratsam, den Grundstückswert vor dem Verkauf des Grundeigentums individuell zu bestimmen und sich nicht nur nach dem Bodenrichtwert als Anhaltspunkt zu orientieren.
Wichtig zu wissen, dass die Bodenrichtwerte nicht nur nützlich sind, den Grundstücks- oder Immobilienwert zu ermitteln. Sie werden auch zu steuerlichen Berechnungszwecken eingesetzt. Bei der Schenkungs-, Grunderwerbs- und Erbschaftssteuer kommt den Bodenrichtwerten sogar eine maßgebliche Bedeutung zu. Diese erklärt sich dadurch, dass sich die jährliche Grundsteuer im Wesentlichen auf den Kennwert stützt. Deshalb müssen die von den Gutachterausschüssen erhobenen Daten wiederholt an zuständige Finanzbehörden übermittelt werden. Wenn es darum geht, eine Immobilie oder ein Grundstück unter den Erben aufzuteilen, muss auch der Richtwert in diesem Verfahren mit berücksichtigt werden. Damit der Wert von geerbten Wohnobjekten oder Grundbesitzen ermittelt werden kann, fließen die zuletzt ermittelten Bodenrichtwerte in die steuerliche Berechnung mit ein. Bei der gerechten Verteilung des Besitzes gilt diese Berechnung als Grundlage. Darüber hinaus sind die Werte wichtig, um die Steuerlast bei einer Schenkung oder Erbschaft festzulegen.